CHILLER (BEST MONSTER KILLER) 1986 oder wo selbst die Tarnung Ironie nicht mehr funktioniert

Man fragt sich des Öftern, wann die unverstellte Anwendung (also kein Fantasy, keine Zombies oder Aliens) von Gore in Computerspielen angefangen hat. Natürlich war sie immer da, aber eher geduldet als hochgejubelt wie heute. Zombies, Vampire pflastern in ungeahnter Weise inzwischen die Neuerscheinungen sowohl beim Film wie im Game.

80er Jahre – ein anderer Gewaltdiskurs

Vergessen wird dabei, dass die 80er und die beginnenden 90er Jahre im Spielbereich einen Bogen um allzu konkrete Darstellung machte (nicht nur aus technischer Hinsicht) und viele Spiele mit konkretem menschlichen heutigem Krieg als Thema (in 3D) gar nicht so verbreitet waren.  Dazu trug natürlich die Kontrolle etwa der USK bei, aber eben nicht nur.  Regelmässig findet man in Computer- wie Spielmagazinen dieser Zeit, despektierliche Äusserungen über zu realistisch oder übertreibende ‚Gewaltdarstetellungen‘ (‚Für die, die es nötig haben‘) in realen Settings (Die Zeit der jederzeit atomaren Vernichtung, war wie man heute weiss, ja kein Hirngespinst vgl. 1983). Darum waren auch Spiele wie Cabal, Mortal Kombat (mit viel Blut) oder Manhunt  ein tiefer Einschnitt im Diskurs.

CHILLER – BEST MONSTER KILLER 1986

Um 1986 wurden natürlich auch genüsslich Monster geköpft und Probleme gewaltätig gelöst etwa in Spielen wie Barbarian oder Gauntlet. CHILLER (auf Deutsch Tiefkühler) herausgekommen als Arcade geht einen Schritt weiter. Mittels einer Lightgun werden Szenen eines Schlosses eingeblendet (eine Story scheint völlig zu fehlen). In einem Übersichtscreen kann man verschiedene ‚Kammern‘ in einem Schloss auswählen.Es gibt dabei 4 mit Räumen: Torture Chamber, Rack room,  Hallway, Graveyard. In Hallway und Graveyard gibt es tatsächlich Monster, Geister, Wölfe. Die Spielmechanik ist dabei immer dieselbe: ein Zeitlimit läuft ab, während man das Monstermeter auf Null bringen muss, indem man Monster erschiesst.

Sehr viel  Problematischer sind die zwei anderen Räume. Hier sind nackte Personen angekettet, in Foltermaschinen gespannt. Der Spieler muss die Personen  töten.

Dabei kann er nicht nur einmal drauf schiessen, sondern gezielt einzelne Teile abschiessen. Das Ganze ist sehr blutig und wird vom Setting unterstützt: Es gibt sogar Blutkanäle, in denen die abgeschossenen Bein schwimmen. Ebenfalls können die Torturemaschinen genutzt werden, um das ganze zu beschleunigen.

Bedenklich an diesem Spiel (das dereinst die NPC und KIs als Beispiel für die Brutalität der Menschheit werten werden 🙂 ) ist die völlig unmotivierte Handlung. Gewalt ist hier kein Mittel zu etwas Besserem – etwa Erlösung. Der Handelnde könnte ja auch einfach die Personen retten.  Stattdessen feuert er auf sie, zerstückelt sie weiter.  Nur so lässt sich das Spiel ‚gewinnen‘. Ironisierende, zynische oder komödiantische Elemente sind im Spiel nicht auszumachen. Es bleibt – auch ‚Dank‘ der Soundkulisse und Mechaniken wie Boni sind in Körpern versteckt – nur der Nachgeschmack von Sadismus übrig.

Dass es auch anders geht mit derselben Hardware zeigen die anderen Spiele mit derselben EXIDY-Hardware wie Crossbow.

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