Gamedesign im Hochparterre, Tec21 und die Anschlussfrage: Warum eine (Game-)Ausbildung in der Schweiz?

Gamedesign scheint immer mehr auch in der Designkultur der Schweiz anzukommen (kurz nach einem grösseren Beitrag auf DRS1). Ein Beispiel dafür sind die neusten Ausgaben des Hochparterres und des Architekturmagazines Tec21. Das Hochparterre widmet sein Heft verschiedensten Arten von Spielen und eben auch dem Offensivspiel „Game Designer: neuer Beruf, neue Industrie“. Tec21 geht dem Spiel mit augmented Reality und Architektur nach.
Die ewige Frage: Warum (Gamedesign-)Ausbildung in der Schweiz?
Eine der interessanten und leider typischen Schweizer-Fragen, die ein Interviewter des Hochparterres aufwirft, lautet paraphrasiert: Warum Gamedesigner ausbilden, wenn es dafür keinen genug grossen „Absatzmarkt“ gibt? Und wenn schon Ausbildung, warum dann Autorendesigner statt sich am Mainstreammarkt zu orientieren? Autoren brauche man eh nur einen pro Jahrgang.


Eine Antwort

Die Schweiz ist – und das erfährt man nur im Ausland – der Hort der Marktwirschaft in Europa. Als Schweizer ist man sich das eigentlich nicht bewusst, merkt es dann aber an der Offenheit der Leute, ihren Abstimmungen und natürlich am Zuzug von weltweiten Grossfirmen wie die  Google, diverse Handelsfirmen in Zug oder Firmen, die hier in der Oase gross geworden sind wie Nestle, die Basler-Chemie oder die Bank-Spielfirmen wie UBS oder CS. Und es gibt natürlich einen Grund warum man in diese Oase flüchtet. Dass die Schweiz sehr marktwirschaftlich ist, merkt man natürlich auch an ihrer Weigerung viel in klassische Förderung zu stecken, es wird mehr dem Markt überlassen als etwa im  Deutschland – wo Gamedesign als förderungswürdige Hochtechnologie gilt.

Der Schweizer Förderungsweg: „Lass es irgendwo anders machen“
Das Dilemma ist bekannt: In der Schweiz werden meist Leute von aussen „geholt“ (man bildet sie ja nicht selbst aus! Gewisse Ausbildungsgänge gibt es gar nicht und dann werden Stellen ausgeschrieben, die man nur in D oder F mit einem Bachelor  studieren kann.) oder Leute müssen erst ins Ausland arbeiten gehen, bis man ihnen ein wenig zu traut. Oder anders gesagt: Outgesourcte Ausbildung ist einfach billiger. Man holt dann natürlich auch Personen, die nicht den schwereren Schweizer Weg gegangen sind (Man vergleiche die Abiturentenzahlen in D, Fr oder Esp mit denen der Schweiz) zurück in die Schweiz. Hauptsache, sie kommen vom freien Markt. So bezahlen öffentliche wie private schweizer Förderungsinstitutionen  lieber im teilweise sehr fernen Ausland igendwelche Industrieshows und Festivals als einen eigenen Weg zu gehen und etwas aufzubauen vor Ort. Man merke: Aufbau ist schwierig und diese Generation der Aufbauer sind eben nicht Massenmarktproduktleute sondern eben Autoren, Unternehmer und Leute, die etwas riskieren und nicht nur Standortvorteile (in Zug) und damit die Optimierung suchen.

Der Standort
Die Schweiz liegt mitten in Europa und ist sprachneutral (eine der Gründe warum auch Google hier ist: „Wir bringen keine Franzosen nach Deutschland oder Deutsche nach Frankreich, aber hier bringen wir alle zusammen, selbst Engländer“- lautete es auch schon vom Google-Hauptquartier). Und es ist günstig hier zu sein als Unternehmen. Es liegt des Weiterem in einem der wirtschaftlich stärksten europäischen Regionen das meint jenen süddeutschen, österreichisch und schweizerischen Speckgürtel vollgestopft mit KMUs und Grossbetrieben. Sprachlich belächtet und wirtschaftlich extrem potent ist die Region aufgespannt von Stuttgart, München, Basel und Zürich. Wer also von Markt spricht, sollte aufhören in schweizerischen Grenzen zu denken sondern eben globaler, denn er argumentiert ja in einer globalen Denkweise.

Der Markt
Spannenderweise definiert man den Markt in der klassisch schweizerischen Art auch nur lokal: Wo ist die Industrie hier?
Dass es sich beim Gamemarkt längst um einen internationalisierten und postmodernen Markt handelt (Wo spielt nochmals GTA oder WorldOfWarcraft?), vergisst man gerne, wohl nur darum, um die angestammten wirtschaftlichen Felder und deren Zukunft nicht etwa in Frage zu stellen. Games sind postmoderne Produkte. Sie sind inhaltlich eigenständig und lassen sich global vermarkten – gleich wie in der Basler Chemie. Ein Produkt wird erstellt und überall auf der Welt verkauft. (Die Finanzindustrie lassen wir einmal draussen, da es hier nicht um schweizer Tugenden geht, sondern nur um die schamlose Ausnützung von „Standort“-Vorteilen: Auslaufmodell. Banken sind geradezu Standortnachteile, da sie eine grosse Anzahl gut ausgebildeter und teilweise kreativer Akademiker abziehen.) Der Markt, der abhängig ist von den Distributationskanälen hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Langsam verdrängen Online-Distributionskanäle (60-70%) die klassischen Retailverteilkanäle (3-15%) und ermöglichen neue Arten von Geschäftsmodellen. Plattformen wie Flash, iPhone, Android, Xbox Arcade oder Steam (Win/Mac) ermöglichen mit dieser Art von Vertriebsweg auch neue Möglichkeiten, Möglichkeiten, die geradezu für  Produktionen auch in unseren Breitengraden sprechen.  Das Phänomen Game ist zudem immer stärker in der Gesellschaft vertreten: Kinder werden heute per Games sozialisiert. Dabei sind Facebookgames nur die Spitze des Eisberges und zeigen wie sehr man heute Jugendliche mit Games erreicht – eine Tatsache, die die Werbung auch hierzulange längst erkannt hat.

Eine Schule: eine Ausbildungsstädte, ein Thinktank und Forschungsbereiche
Schulen wirken sich auf verschiedenen Ebenen aus: Auf einer ersten und sichtbarsten Ebene bilden Schulen Menschen in ihrem „Handwerk“ aus. In diesem Fall Gamedesigner. Im zürcher Fall: allgemeine Gamedesigner vom Storytelling, über 3D-Visualisierung, Soundesign, Gamemechanik bis hin zur Programierung.  Also Leute, die sich in allem auskennen sollten und die letztlich selbst Produktionen übernehmen können (auch in der Werbung) oder dann eine Spielproduktion managen können. Die Ausbildung im Bachelor ermöglicht ein Nachdenken über Games und das Entwicklen neuer Ideen, etwas was in der Industrie erst allmählich getan wird. Auf dieser Ebene ist eine Schule ein Thinktank. Anders als in anderen Branchen sind dabei neue Ideen und Spielkonzepte (Spielmechaniken) einer der wichtigsten „Kauffaktoren“ von Spielen. Spiele veralten  schnell und Konzepte  entscheiden letztlich, welches Spiel sich längerfristig am Markt behauptet. Auf einer weiteren Ebene können Schulen als Kern für eine sich entwickelnde Szene gelten und so langsam Szene und Schule weiterentwickeln. Es entsteht dadurch im besten Fall ein sich verstärkender Regelkreislauf an dessen Ende eine eigene schweizer Gamedesignkultur steht. Hier kann die fehlende Gameindustrie (Industrieleute sind auch nicht zwangsläufig gute „Dozenten“) sogar von Vorteil sein, da nicht autmoatisch für den Markt produziert wird, sondern eben das  Neue gesucht. Games sind eine innovationsgetriebene Industrie, sei es auf der Ebene der Grafik (Technik), Physik oder der Gamemechanik – vereinte Hochtechnologie. Der längerfristig wichtigste Punkt ist allerdings auch die Generierung eines schweizerischen Netzwerkes: Die Leute haben zusammen gearbeitet, kennen einander und sind dadurch in der Lage grössere Projekt in der Schweiz zu stemmen oder sich doch zumindest international helfen zu können, wo immer auch sie sich befinden.  Auf lokaler Ebene ermöglicht die Kombination von Games und Forschung sicherlich eine wichtige und für den Standort Schweiz attraktive Produktkombination.

Der Schweizer Vorteil: endlich zurückhaltendes Schweizer Entertainment
Games könnten den Einstieg der Schweiz ins Entertainment-Geschäft sein. Anders als in anderen Bereichen, wo man vor der Kamera steht oder Musik macht, ist es im Gamedesign sehr schweizerisch möglich, sich im Hintergrund zu halten und das Spiel für sich selbst sprechend zu lassen oder es werden endlich Games über die Schweiz produziert, um wie einst bei James Bond für die Landschaft und damit für den Label „Swiss“ und den Tourismus Werbung zu machen.
In diesem Sinn: Die Gameszene Schweiz hat gerade erst damit begonnen sich selbstständig zu machen.
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9 Antworten zu Gamedesign im Hochparterre, Tec21 und die Anschlussfrage: Warum eine (Game-)Ausbildung in der Schweiz?

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