Neumarkt 17 in Zürich, eine Adresse, ein Geschäft und ein Einstieg in eine Gamewelt

Wer vor dem Geschäft am Neumarkt 17 steht (im 17. Jahrhundert wohnten sie hier alle, die Reichen und die Reisläufer im Dienste der verschiedensten Mächte von Italien bis über Frankreich bis Deutschland, später dann Grössen wie Lenin oder noch einen Tick weniger historisch die Dadaisten, heute sind sie abgewandert an den Zürichberg – die Dadaisten sind für immer gegangen), sieht nicht gerade viel. Es ist ein kleiner Eingang, dahinter aber versteckt sich, wie in jedem guten Spiel eine wahres Labyrinth. Dabei ist es verrückter als das Haus in Day of Tentacle näher am Kabinett des Dr. Caligari. Der umgebaute Innenraum umfasst mehrere Häuser, die nach und nach zusammengeführt und wieder aufgebrochen – ein Gang durch mehrere Jahrhunderte – wurden.

Dabei ist eine Welt entstanden aus Innen und Aussenmauern zusammengeführt als Ausstellungsraum für ein Möbelgeschäft. Hier ist jeder Durchgang möglich – dabei war alles nur möglich, weil damals niemand hingeschaut hat. Ein weiteres Beispiel für die These, dass die spannensten Sachen immer Umfälle waren, Ausreisser in einem System.
Das Unbewusste des Systems mit seinen Ausnutzungsziffern (das nicht Gerade, Verwinkelte) ist hier begehbar:

Es gibt unendlich viele Einzelräume hier. Hier das zweite Bild zum selben Raum für einmal.

Spiele wie Day of the tentacle als späte Nachfahren …

Ein Durchbruch zum neusten angebauten Teil durch eine ehemalige Aussenwand: Und man hört irgendwie einen Raumplaner vom Dach springen: Männer aus dem Spiel „Every Day the same dream„.

Ganz zu hinterst wartet ein klassischer Gameraum – ein über 3 Stockwerke gezogener Innenraum zugehängt mit Pflanzen und verrosteten Rösten über einem Wasserbecken. Das könnte eine schlechte Gamearchitektur  sein, hier funktioniert es irgendwie.

Filmgewordene Kunst in Dr. Caligari. Neumarkt 17 dagegen lässt sich erleben.

Der verzogene Blick nach unten, macht es leider nicht besser – dieser Ort ist weird.

Und hier nochmals eine Blick zurück.

An dieser Stelle sind vermutlich schon 4 ordnungliebende Raumplaner und Architekten beim Lesen dieses Artikels gestorben. Mein Beileid. Für Gamedesigner dagegen sind solche Räume noch plan und machbar (wann kommt auch hier die Ausnutzungsziffer oder ginge es im Gamedesign eher um: komme ich mit Rüstung durch diese Wohnung? Klar nein!). Ein Möbel in diesen Räumen kostet etwa soviel wie die Einzelanfertigung deselben Möbels als 3D-Modelle mit 1 Mio Vertices. Aber Design lohnt sich bekanntlich. Hier ist dies erlebbar.

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