
Das Museum Bolo hat diese Geschichte aufgerollt, weil man in Lausanne diesen Computer „gefunden“ hat. Es bleibt zu hoffen, dass wir noch solche Artefakte gefunden werden. Gerade die Region Zürich scheint bis heute in Sachen Entwicklungen jenseits der ETH nicht besonders gut dokumentiert.
„On the other hand, the plate “Contraves AG, Zürich”, found inside, was really starting to interest me. Electronic equipment, visibly old, made in Switzerland? Following this lead, I wrote to Rheinmetall Defence AG, the company that bought Contraves, and Engler Uorspeter replied. Thanks to his efforts, I finally got in touch with the creator of the Cora, the first Swiss transistorized computer and the first to be commercialized. […] Peter Toth said he was moved to finally be able to tell his story to someone. For years, his work had remained secret. More recently, he had the impression that no one was interested in this old, obsolete equipment. At Musée Bolo, he obviously found a particularly attentive ear!“
AirDefense mit digitalen Computern
Contraves (‚against birds‘) 1936+ entwickelte Defense System und zur Kontrolle nutzten sie analoge Computer. Sie wollten schnellere Computer und auf Digiales setzen. M. Toth ein geflohener Ungar ausgebildet in Israel übernahm diesen Job.
Dabei ging es um militärische Nutzung von digitaler Technik:Toth: „specific circuits for military field use, capable of withstanding extreme temperature variations, between -40 and +75°C.“
Am liebsten als eigene Technik: „we did not want to be tied to foreign manufacturers. Finally, still subject to the rules of the Swiss army, we had to be able to maintain these systems and their components for a very long service life, between 20 and 30 years. This was not possible with foreign suppliers.“.
Es wurde also eine lange Lebenszeit des Systems angestrebt: 20 Jahre+!
Cora 1: 24-Bit, 16kb, RAM/Storage-Neumann-Ideen
Es wurde ein Computer entwickelt: „The Cora 1 had 8,000 diodes and a ferrite core memory of 2,048 24-bit words (6 KB). I adopted the architecture of Von Neumann who, by the way, was Hungarian like me.“
Das heisst, es sollte einen grossen Speicher geben und kein Unterschied von Programm und Daten! (10:05) . Der Grund ist bis heute einfach: Auch Programme wie Daten müssen verändert werden können. Das Ganze war also ein digitaler Rechner mit 24Bit Computer. Zum Vergleich der IBM PC 1 hatte einen 8Bit Rechner 1982.
Wie lief das Coding? Herausforderungen?
Machine language is boring. I preferred to develop a cross-assembler on another computer already installed at Contraves, the IBM 1620, which provided us, on perforated tape, the code that allowed us to perform ballistic calculations: trajectory calculation, elimination of radar noise, taking into account the movement of aircraft according to their speed, weather conditions, wind, etc.
Wie man sieht geht es um dynamische Situationen, auch hier Objekte, die sich bewegen. Ähnlich wie später in vielen Computerspielen! Einfach einfacher.
Anwendungen
Der Computer wurde auch in verschiedenen Feldern eingesetzt. Es war also nicht einfach eine Entwicklung für genau einen Anwendungsfall.
Produkt 1: Coragraph

Indeed. Especially in cartography. That’s how we sold a Cora 1 almost simultaneously to the EPUL (now EPFL, editor’s note), in Professor Bachmann’s photogrammetry department, and a second machine in Vienna to the city’s land registry. These two Coras were the first to be sold by Contraves.
Der Computer und die Software wurden 1964 an der Expo in Lausanne gezeigt.

Dabei wurde ein Plotter/Kartograph von Haag-Streit angebunden. siehe mehr dazu hier https://www.mathinstruments.ch/de/haagstreit/history.html und https://www.asprs.org/wp-content/uploads/pers/1961journal/mar/1961_mar_60-63.pdf

Das schien kein Plotter zu sein, sondern nur eine PlotMaschine, die Punkte nach Lochkarten gezeichnet hat. Die Zeichnungen wurden dann von Hand gemacht (Punkte verbunden). Zwar existierten Plotter aber die Genauigkeit scheint unterschiedlich gewesen zu sein.
Zeichnen – Problem: Kurven
Plotter haben Probleme in Kurven wegen den Fliehkräften. Durch den Computer konnten sie das alles ausgleichen.
Expo64 in Lausanne – Akzeptanz und Verkaufsprobleme
In Lausanne dann, war der Computer anders als der Plotter hinter einer Wand. Die PR-Leute hatten Angst, weil:


Die Analyse ist dann hart: Sie verstanden keine Computer, sie konnten ihn nicht akzeptieren und sie hatten Angst vor Computern.

Die EPFL kaufte einen (Karthographie) und ein Wiens Katasteramter.
Einsatz
CoraGraph – so Toth – scheint etwa bei der Planung der Escher-Wys-Brücke zum Einsatz gekommen zu sein oder bei der Planung der VBZ.
Reichweite (Zeit)
Die Anzahl der Computer scheint heute gering mit 60 Cora Units (1+2), ist aber naürlich in Sachen Preis und Verbreitung dennoch für damalige Zeiten gross.
Toth mit dem Computer in einer Ausstellung.

Produkt 2: Weitere Entwicklung Cora 2
Cora 1 wurde zu einem Entwicklungscomputer. Hier konnten Dinge ausprobiert werden. Erst in der nächsten Iteration wurde er tatsächlich im Feld eingesetzt als Koordinations- und Planunscomputer, eingedampft auf die grösse eines grösseren Computers, das in einen Panzer passte. Der „Traum von 57“ wurde erfüllt mit Cora 2. Das bekannte Produkt „Skyguard“ war das Resultat. Mehr dazu findet sich auf Wikipedia https://en.wikipedia.org/wiki/Skyguard_(air_defense_system)
Mehr zur frühen Entwicklung von Digitaler Technologie findet sich im Buch von Gugerli
Die Entwicklung dieses Rechners gehört natürlich auch in den allgemeinen Bereich der Simulation von Ballistik des Kalten Krieges. Diese spielte auch im Gamedesign eine Rolle. Sei es mit PotShot oder beim Spiel Tennis4Two, das aus (analoger) Simulationstechnik bestand zum Abfangen von Raketen.