Die Welt als Marketing-Gag

„SCVNGR is a game“, sagen die Initianten aus Boston, die gerade ihr Studium abgebrochen haben, um die Welt mit ihren „tollen“ Ideen zu beglücken. „And playing is easy.“ Sehr leicht soll es sein:  „Go places. Do challenges. Earn points!“ Tja, das hätten wir nicht gedacht, aber das sei noch nicht alles: „That’s the core of it, but there’s a whole lot more. Discover cool new places. Do exciting new things. Share what you’re up to with your friends. Unlock badges (and even real world rewards) by doing quick, fun challenges at your favorite places as you go about your daily life.“
SCVNGR ist eine Applikation, die es für iPhone und Android gibt und sich als Game Plattform ausgibt. „SCVNGR is as much a game as it is a massive experiment in building a mobile game together. We want to build the game layer on top of the world. And that’s only possible if you’ll build it with us.“ Das schreiben die Scavenger, meinen aber etwas anderes, das denn an sich auch nicht kaschiert wird: In erster Linie geht es darum, eine grosse graue Masse von persönlichen Daten zu sammeln, um damit gezielt lokales Marketing, Verzeihung, lokale Spiele, zu betreiben. Wer drei Kontakte sammelt, erhält einen Gutschein für einen Gratiskaffee beim Starbucks um die Ecke und so weiter.
SCVNGR ist das englische Wort „scavenger“ und heisst denn auch nichts anderes als Plünderer, Aasfresser, Strassenkehrer.  Eine „scavenger hunt“ wäre eine Schnitzeljagd. Aber was wird denn geplündert? Vielleicht die Welt an sich, weil man sie mit einem Martketing-Layer überziehen will, mit dem man glaubt, absahnen zu können? SCVNGR übrigens kennt keine Rücksicht und bezieht natürlich ohne zu Zögern auch die bekannten Datenplünderer von Facebook und Twitter mit ein.
Für die Leute von SCVNGR scheint die ganze Welt ein grosser Marketing-Gag zu sein. Sie sind die „Rockstars“, so steht es auf ihrer Website. Und so nennt sich denn der sonnenbebrillte Studienabbrecher mit Namen Seth Priebatsch „Chief Ninja/CEO“ und der zweite mit bürgerlichem Namen Michael J. Hagen ist ganz bescheiden der „Chief Rockstar/COO“. Auf denn! Spielen bzw. spülen wir den Schnösel-Helden Geld ins Portemonnaie, auf dass sie sich vielleicht doch etwas mehr Bildung für ihre grauen Zellen leisten können! Denn soeben ist das Plündern losgegangen: Mit je einem Stadtteil in Boston, Philadelphia und San Francisco wurden die ersten Gutschein-BelohnungsLayers über die reale Welt gelegt. Auffi denn … – basteln wir ein kleines Origami aus Alu-Folie, damit wir einen Franken weniger für unseren Latte Macchiato bezahlen dürfen. Das haben wir uns doch immer schon gewünscht.
http://www.scvngr.com/

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