20min und die Frage: Wie sehen die Egoshooterspieler aus?

Eigentlich kann man 20min nicht viel vorwerfen, was die Berichterstattung in Sachen Game betrifft: Sie berichten über Games. Das heisst: Sie berichten wenigstens über Games. Was alle anderen nur mehr oder weniger oder überhaupt nicht tun. Es geht ja um die Frage, wer den Medienkrieg um Aufmerksamkeit gewinnt: Buch, Zeitungen, Fernsehen, Film oder eben Games. Die anderen Zeitungen meinen, ihre Leserschaft interessiert sich nicht oder sie meinen, dass es sich bei Games um „Güsel“ handelt (Dialektwort für Mist oder Müll). 20min interessiert sich mehrheitlich (wie ihre Leserschaft an der sie „eng“ dran sind) für Mainstream. Sie selbst sind ja auch Mainstream – wer liest nicht diese „Zeitung“. Es hilft sicherlich Werbung zu machen in 20min, das wirkt sich – so zumindest der Eindruck – gut auf den „Content“ aus – frei nach dem grossen und guten Prinzip des Kapitalismus: Wer bezahlt, befiehlt und diese Zeitung ist gratis.Spannend wird es, wenn mehrere Interessen einer Gratiszeitung aufeinander treffen: der Mainstream der Games, die Leser, der Anspruch an Boulevard und natürlich  das Interesse einer Verkaufsindustrie.
Der Artikel (der für einmal eine Eigenproduktion ist):
„Killerspiel“-Verbot kommt nicht gut an
http://www.20min.ch/tools/suchen/story/25410080
Der Artikel zeigt zuerst mal auf, dass die Leser (vorallem aktive Männer einer Webumfrage) gerne Egoshooter spielen. Dies tun, weil sie sich strategisch dafür interessieren. Damit wird gezeigt, dass die meisten der Argumente der Gegner von Egoshootern nicht stimmen können. Soweit so gut. Aber dann sieht man sich nochmals das Titelbild an. Es zeigt (hier absichtlich nicht gezeigt) einen „horizontal herausgeforderten“ jüngeren Mann, der irr in die Kamera blickt und zu allem Überfluss auch noch zwei Versionen von Modern Warfare in die Höhe hält (Xbox 360 und die PC-Version?). Der übergewichtige Junge sieht aus, als hätte er einen Tarnanzug mit einem Rucksack „Gestältchen“ an (Wo man im Militär seine Ess- und Tötungsutisilien anbringt) . Was sich allerdings beim zweiten hinsehen eher als ein falsch herum angezogener Rucksack entpuppt. (Was die Frage stellt: Wie sah das Orginalbild aus und wie wurde es geschnitten? Und wenn ja warum?) Aber man erkennt den  Privatrücksack erst, wenn man 5 Minuten hinsieht und das macht ja bekanntlich niemand. Der Frame Kriegspiel überstrahlt den den zivilen Inhalt des Bildes.
Es stellt sich also die Frage, um was geht es bei diesem Bild? Wen repräsentiert dieser Spieler, der über dem Artikel thront?
http://www.20min.ch/tools/suchen/story/25410080
1. Der ideale, naive Käufer:  Er ist schon so eingelullt von Werbung und hat so schon sogar 2 Versionen des Spiels kauft? (Wunschszenario der Industrie)
2.  Der lokale Spieler: Es ist ein Schweizer Spieler. Die Bildunterschrift suggeriert es: „Ego-Shooter erfreuen sich auch in der Schweiz grosser Beliebtheit. (Bild: Keystone)“. Die Frage ist nur: Sind wir Egoshooterspieler so? Dick, lächerlich?
3. Der bescheuerte Kriegsspielnerd: Es sind nicht die Leser von 20min sondern andere. Diese anderen sind die doofen Nerds. Man spielt ja selbst nicht oder sieht nicht so aus. Die Doofen sind die anderen. (Distanzierungsversuch)
4. Das ist ein Irrer: Passt auf was der tut, wenn er nach Hause kommt. Wollt ihr den als Nachbarn?
In jedem Fall ist für einen Spieler klar: Das Bild zerstört den ganzen „aufklärerischen“ Spirit des Artikels, indem er sich des stereotypisierten Spielerbildes bedient. Man mag einen Eyecatcher im Blatt haben. Letztlich überschreibt das Bild den Artikel, indem es alle Spieler und vorallem ihre Leser zu irren Nerds macht. Der Artikel beleidigt letztlich die Spieler. Denn eigentlich ist das Gegenteil der Fall: Da spielen eben „ganz“ normale Jungs durch alle Altersschichten. Aber Irre verkaufen sich halt besser – nicht nur, wenn sie durchdrehen.
Aber das gehört zum Medienspiel – man kann nur gewinnen: Selbst der Klick auf die obrigen Links hat den Wert von 20min erhöht.

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