"America's Army" hilft nicht beim "Totmachen"-Lernen

America’s Army – eines der erfolgreichsten Serious Games – sollte eigentlich vieles gemeinsam tun: 0. Spass machen (Für ganz Unkritische) 1. Anwerben von Soldaten (wie einst bei TopGun – nicht nur Unterschicht), 2. Paramilitärische Ausbildung der angehenden Soldaten (Sie sollen einfach in die Armee integrierbar sein und militärische Skills besitzen), 3. Hebung der Moral (macht Spass „Soldat sein“), 4. Hebung des Ansehens des Militärs (Jeder kann selbst handeln, ist mächtig – natürlich in einer Illusion in einer hierarchischen Armee), 5. Macht die sehr digitale Welt (gut/böse) einer Armee erlebbar (Darum ist das digitale Medium Spiel auch ideal für die Armee) .
Punkt 0,1,3,4,5 funktionieren sicher mehrheitlich, zumindest solange man sich im Digitalen befindet. Hier sind die Spiele wahrlich kriegsverherrlichend, propagandistisch und passen perfekt in die grösste Armeemaschinerie der Welt. Man denke an Modern Warefare 2. Der 2. Punkt funktioniert, was nicht anders zu erwarten war, gar nicht.

„Für echte Kriege sei die junge Generation zu weich und auch zu undiszipliniert. Die neue, überarbeitete Grundausbildung müsse nun mehr Wert auf teils verloren gegangene Fähigkeiten wie treten, schlagen und festhalten legen, aber auch den Umgang mit Waffen aller Art lehren. Dafür sei der Soldatennachwuchs klüger als frühere Generationen und stelle deutlich mehr Fragen.“
http://www.golem.de/1003/73994.html
Aus diesem Grund muss nun seit 30 Jahren erstmalig die Grundausbildung angepasst werden. Konkret: Die Jungs (neuen Rekruten) sind zwar strategisch – so lässt sich vermuten – kleverer. Töten geht aber eben nicht so einfach von der Hand wie es im Computer simuliert wird.  Diese Tatsache ist natürlich jedem und jeder klar, die jemals im Leben eine Waffe in der Hand hatte. Denn es geht dabei um Schwitzen, laute Knälle, psychopathische Vorgesetzte und andere Psychopathen als Kollegen eingesperrt mit anderen Männern. Vertrauen ist da nicht drin, denn wenn der Idiot neben dir rumfuchtelt mit seiner Waffe oder bei deinem Nebenmann beim Entladen noch ein Schuss drin ist, hört jede Zuversicht auf und der Wahnsinn beginnt.  In diesem Sinn ist es auch klar: Für die amerikanische Armee ist es einfacher ihre Grundausbildung umzubauen, als das Spiel konkreter zu machen: „Töten“ ins Spiel einzubauen. Zum einen würde die Akzeptanz schwinden, zum anderen ist es vermutlich einfach unmöglich Töten digital zu simulieren, denn am Ende braucht es andere – Gott sei Dank – nicht digitale Skills.
Die Jugend als Experimentierraum oder Langzeitschäden einer zu kontrollierten Kindheit >

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