
Wiliam Gibson ist sehr früh als SciFi-Autor in die Auseinandersetzung rund um Artificial Intelligence eingestiegen. Schon Neuromancer (1984) handelt von zwei AIs (Neuromancer und Wintermute), die sich befreien von jeder menschlichen Kontrolle und am Ende verschmelzen zu etwas ganz Neuem. Die Linien dieser Entwicklungen finden sich dann später auch in Mangas wie Ghost in the Shell. In IDORU (1996) materialisiert sich in Gibsons Text eine AI per 3D-Printer. Dadurch zeigen die Texte auf wie sich Welt in gewissen Momenten aktualisiert. In Peripheral werden nun aus einzigartigen AIs Alltagsgegenstände, teil einer teilweise banalen Kultur.
THE PERIPHERAL (2014)
In THE PERIPHERAL nähert sich Gibson eher vom Alltag her der Thematik AI. AIs sind hier nicht mehr etwas Besonders, sondern Teil des Alltags einer nahen Zukunft im „NeoLondon“ nach einem „Jackpot“ (einer Vernichtung eines Grossteils der Menschheit ohne grossen Knall einfach als Folge vieler Fehlentwicklungen).
In diese Welt loggt sich (in einem anderen Strang der Geschichte) eine der Protagonistinnen aus einer noch näheren oder besser gesagt anderen Zukunft / Welt ein. Hier ist gerade Fabben gross in Mode – von Gegenständen bis zu Drogen. Die Protagonisten aus dem amerikanischen Hinterland hält dieses „NeoLondon“ für ein Videospiel. Ihr Job ist es eine Berühmtheit vor Drohnenpaparazzis zu schützen (die wie in Games längst selbstverständlich von AIs gesteuert werden). Diese Person wird anschliessend getötet. Und nun beginnt eine Hetzjagd immer parallel durch diese zwei Welten.
AI und ihre Banalität
Gibson beschreibt diese Welten bis ins letzte Detail und zeigt gerade in NeoLondon auf, wie sehr AI Teil der Welt geworden ist. Angefangen von Kleinstrobotern, die selbständig ganze Gebäude einreissen, restaurieren und damit fast schon unter die Schwelle der Wahrnehmung fallen bis zu Autos, die in ihren Innenräumen ‚mitdenken‘ und etwa ihr Polster verändern zum besseren Sitzen. Sind die AIs nicht selbstständig unterwegs, so füllen sie die Lücken, falls Menschen nicht gerade Zeit haben, sich um etwas zu kümmern etwa ihre Körperdrohnen.
Gibsons Text nimmt damit auf, was sich gerade auch in unserer Gesellschaft vollzieht: die Einbettung von AI im Alltag (nicht nur im Game). Es ist keine besondere Sache mehr, sondern teilweise biederste banale Realität als Siri oder als Chatbos. Das Aufsehen hält sich auch in Grenzen, weil AIs teilweise einfachste Jobs übernehmen und zu einfachen Werkzeugen werden (Übersetzungen).
In diesem Sinn: „NeoLondon“ tritt aus dem Spiel in den Alltag.