Fast die gesamte Spielproduktion läuft eigentlich auf das bürgerliche Arbeiten hinaus. Du arbeitest und kriegst etwas dafür. Sogar die Cozy-Games, die ja dagegen antreten, weil sie Challenge, Awarding und Punishment ablehnen, stehen oft eigentlich in dieser letztlich bürgerlichen Tradition. Die, die nur Punishment ablehnen sowieso. Hier will etwas bekommen werden für Leistung.
Es ist also die Frage, wie könnte dieses Bürgerlichste aller Motivationsmechaniken gebrochen werden. Und da fallen einem zuerst nur die Dinge ein, die auch in der bürgerlichen Gesellschaft von Anfang an ein Problem waren: Drogen ohne Kontrolle. Also nicht „nützliche“ Drogen, die nett abgebaut werden nach ihrem Konsum wie Café, Alkohol oder Kokain, sondern etwa Mohn oder LSD. Drogen also die auch Welten öffnen, Welten in Frage stellen.
Es sind also Drogen, wo unklar ist, was die Reaktion ist, wohin es führt. Die Gamekultur lebt ja eigentlich vom Gegenteil. Ich tue etwas und weiss, was passiert oder eben nicht, aber dann kann ich es ausschalten, den Magic Circle verlassen. Das macht Games letztlich zu einem Safeplace aber auch zu einem reaktionären Ort sondergleichen. Und die Spiele sind voll von Reaktionärem, sie sind letztlich nicht revolutionär. Sie bilden einen Teil des Machtdispositiv unserer Zeit. Statt Veränderung Rückzug in den digitalen Safespace und den Bestätigungsspace. Und dies lässt sich bis an die Anfänge verfolgen. Statt Experiment Kontrolle. Am Einleuchtesten bei Landlordsgame – der Ausbruch aus der Kybernetik in die Utopie, war nie erfolgreich – bis heute weitgehend unbekannt.
Es werden also Spiele gesucht (vermutlich müssen sie erst noch gemacht werden), die unklar sind. Halluszigene Drogengames etwa bei denen unklar ist, wie sie wirken und noch schlimmer, die Folgewirkungen haben kann, irgendwann als Flashback. Wo die Handlung und das daraus resultierende unerwartet ist. Man mag natürlich an L.S.D. denken, das Spiel das als Dreamsimulator assoziativ die nächste Welt zusammensetzt aufgrund der Handlungen im eigenen aktuellen Traum. Aber auch hier: Kontrolle.
Insofern muss die Suche nach „Drogengames“ das Spiel und seine Kultur an und für sich hinterfragen! Man/frau/* muss über die Schwelle gehen der Regelhaftigkeit.