// Irgendwo zwischendrin
Analoge Gesellschaft – analoge Medien
Analoge Medien waren geknüpft meist an menschliche Operatoren. Das heisst konkret, die Post, das Telefon, das Theater und sogar der Film noch waren angewiesen auf Menschen, die das Ganze „betrieben“ oder „handelten“.
// Auch beim Film ist es nicht besser, man tippt hier nicht einfach auf „Play“ ohne Vorbereitung.
Ein solches Medium wie das ganze Gesellschaftssystem war damit an den menschlichen Körper gekoppelt mit seinen Bedingungen. Vom Transportmittel bis zum Laden. Die Stellschraube, das Limitierende war der Mensch oder andere Säugetiere, die ebenfalls wie der Mensch tickten.

Menschen besitzen einen Körper, haben eine Psyche und all das muss funktionieren. Das heisst konkret, das Menschen ermüden und müssen sich erholen. Anders gesagt: Es gibt keine endlosen Medien und ewiglaufenden Medien.
Selbst wer einen Text schreibt musste früher den Bleibstift übers Papier bewegen und drücken. Alles Dinge, die anstrengen. Auch noch die mechanische Schreibmaschine nötigt zum „Tippen“ mit Aufwand, man* muss der Buchstaben doch selbst ins Blatt gedrückt werden.

Digitale Kybernetik/Medien
All dies verschwindet mit der Elektronik und damit auch den aufkommenden Computer. Hier arbeitet man selbstverständlich zuerst auch noch auf den elektronisch selben Eingabegeräten oder Ausgabegeräten (elektronische Schreibmaschinen), bald aber treten spezialisierte und abgestimmte Interfaces genutzt.
Hier virtualisiert sich die Schreibmaschine als elektronischer Input. Die Eingabe wird minimalisiert etwa als elektronische Tastatur. Die heutige Anschlagsbewegung ist minimal zu einer analogen Schreibmaschine. Der Anteil des Körpers an dieser Arbeit ist geradezu eine Milllimeterisierung.

https://en.wikipedia.org/wiki/Keyboard_technology
Anfangs gibt es noch viele manuelle Arbeiten bei Computer – etwa mit Kasettenrekordern etc. Aber auch das verschwindet in den 80er Jahren und wird bald rein digital.
Auch wird mit Schaltungen/Programmierungen menschliches „Denken“ oder zumindest menschliches „Handeln“ / „Schematas“ entkoppelt ‚ausführbar‘. Anders als die klassischen analogen Maschinen sind auch Bedingungen (als Ifs) möglich.

// https://en.wikipedia.org/wiki/Conditional_(computer_programming)
Angetrieben durch Elektrizität wird ihre Ausführung „unendlich“. Die Wasserkraft wird hier erweitert zur „Elektrizität“ und die „ewigen Flüsse“ treiben nun nicht nur die Industrien seit dem Webstuhl.
Ewigkeit
Nun können ewig Dinge im Digitalen/Cyberspace laufen vergleichbar wie das Mühlrad im Wasserstrom. Das Medium hat sich im wahrsten Sinne des Wortes „verewigt“ (sofern die digitale Infrastruktur weiterläuft).
Computer als Arbeits- und Konsuminstrument
Fast so radikal wirkt sich das Ganze aber auf die Konsumsituation bzw. Arbeitssituation aus: War es früher oft eine Zusammenarbeit mit anderen Menschen / Tieren / Maschinen, die allesamt müde wurden oder kaputt gingen, gewartet werden mussten, gab und gibt es nun Tools, die nicht ermüden, nicht kaputt gehen sondern immer ‚bei Fuss stehen‘ und warten. Die früheren Restriktionen sind damit beendet worden.
Es kann etwa immer und überall konsumiert werden dank Servertechnologie (eine radikale Anwendung von Computertechnologie ohne Pausen).

// https://en.wikipedia.org/wiki/NeXTcube

// https://en.wikipedia.org/wiki/NCSA_Mosaic
Oder noch krasser: Es kann praktisch ohne Unterbruch gearbeitet werden an Computern, so schnell wie nur möglich. Denn auch hier verlangsamt das Medium eigentlich nicht mehr, es ist nicht mehr das Limitierende.

Das zeigt sich allein schon daran, wie schnell inzwischen virtuelle Maschinen sind. Das sind Maschinen, die selbst nur noch virtualisiert werden und nicht mehr auf der Hardware an und für sich ausgeführt werden.
Zusätzlich sind die Computer mobiler geworden und können überall als Pads und Phones eingesetzt werden. Diese Kolonialisierung des Alltags und des Alltagraums machen es noch schwieriger „auszuweichen“.

Ohne Limit
Mit der Digitalisierung entstand deswegen ein geschlossener Verstärkungskreislauf. Es ist quasi der kybernetische Kreislauf auf den Alltag übertragen und defiktionalisiert. Müdigkeit gibt es nur noch auf der Seite des Menschen und nicht mehr des Mediums.