Spielmechanik von Gender-* oder „Es geht um alles“.

Die Töne sind schrill und gehässig. Es ist k=ein epochaler Kampf. Zuvorderst wandeln konservative, reaktionäre Parteien und daneben auch lautstark heruntergewirtschaftete Medien wie die NZZ. Und es scheint, um viel zu gehen. Und tatsächlich, es geht letztlich – nicht nur philosophisch – um alles!

1. Die Welt des Diskurses

Auf der Metaebene ist dabei nicht viel passiert: lediglich die Idee/Erkenntnis, dass unsere soziale Welt (und damit fast alles) in Diskursen strukturiert und gemanaged wird, ist schlicht und ergreifend von den Universitäten der 80er/90er Jahre nun im Alltag angekommen (Das hat auch mit den konkreten Copy-Socialmedias zu tun, die ein Teil der Theorie defiktionalisieren).

Der Diskurs als „Kontrolleur“ ist nicht Neues – das war schon immer klar. Aber: Spätestens seit der Herrschaft der Nationalsozialisten ist klar, Diskurskontrolle ist auch Kontrolle von Gesellschaften und ihren Möglichkeiten (Handlungs-, Entscheidungsmöglichkeiten) oder als Spiel: „Aktionsmöglichkeiten“ – Gameplay. Wer* die Diskursmöglichkeiten kontrolliert, der* kontrolliert einen Teil des Denkens bis hin zur konkreten Handlung. Gewisse Gedanken und Aktionen werden vom System (ganz im Sinne kybernetischer Systeme) belohnt und andere eher ‚bestraft‘. Und so fahren wir auf belohnenden Diskursautobahnen und wandern teilweise auf gefährlichen Wanderwegen mit Ausblick durch/in/mit dem Diskurs. Schön defiktionalisieren gerade AIs diese Diskurspfade. Mächtig ist, wer Diskurs(e) shapen kann – das war „schon immer so“. Und so lange man* den Diskurs shapen kann ist alles offen.

2. Alles eine Konstruktion

Die zweite Erkenntnis, die aus den Universitäten (Wissenschaft) in die Gesellschaft durchsickerte in den letzten Jahrzehnten: fast das meiste, was wir kennen in „Diskursen“ ist eine Konstruktion. Das Familienbild kommt aus der Industrialisierung etc. Diese Erkenntnisse sind brutal: Religion, Nation, Familie, Beziehung, Geschlechter, Markt, Geld wird konstruiert oder designed oder ist im besten Fall ‚historisch‘ gewachsen. Es gibt wenig, was einfach so ‚ist‘. Es wird eher sozialisiert. Diese kulturelle Aneignung unserer Kultur (immer wieder neu) lässt eigentlich kein „natürlich“ zu. „Natürlich“ ist, was aktuell in diesem System so sozialisiert wird – mehr nicht – mitsamt den Werten. Es ist alles wie in einem „Spielsystem“, wo das System die Werte vorgibt auch in einem „liberalen“ System (‚der natürliche Markt‘). Bei dem am Ende selbst die Wahrheit gehandelt wird.

Und hier beginnt für eine ganze Kultur, die Welt zu wanken. Was wenn, der Verweis vom Verweis eben nicht irgendwo ’natürlich‘ endet, sondern endlos ist? (muss man mit Derrida und der Semiotik fragen). Was, wenn es keine transzendentalen Signifikate mehr gibt (in der Welt von Luhmann)? Wenn also da nichts mehr einfach so ist? Sondern wenn alles nur kulturell reproduzierte Gegenstände sind. Und diese jeden Tag wieder neu erstellt und dafür gekämpft werden muss (wie konkret in social Media)?

Und das ist auch der Kern, der sich im „Genderstern“ realisiert. Es könnte alles, alles sein. Das Sternchen könnte alles aufnehmen. Und ja dann – dann beginnen diese Kreise zu kämpfen. Denn das darf nicht sein. Warum? Weil es hier um Identität geht, weil Identität irgendwo hängen muss, weil die Dinge irgendwo enden müssen und Wahrheit irgendwo beginnen muss. Und weil vielleicht dann eben alles tatsächlich „wertlos“ ist. Das ist der Moment, wo jede Macht in Frage gestellt ist. Wo die letzte Wahrheit verschwindet. Und gegen das Verschwinden dieser einen Wahrheit, ihrer Wahrheit kämpfen selbstverständlich von der Mitte bis an die rechten Ränder alle. Wobei selbstverständlich ein Teil der linken auch mitkämpft, einfach für ein anderes System.

Leben in Spielmechaniken

Eigentlich wird alles zum realen gestaltbaren Spiel mit den Erkenntnissen von Diskurs und Konstruktion. Werte existieren nur für bestimmte Systeme und darüber muss man diskutieren, letztlich einen Common-Sense finden und zwar für die Meisten in einer Gesellschaft. Denn es geht gerade nicht um ‚Anything goes‘ (etwa Verkauf der Wahrheit am Markt) mehr, sondern um ein Gesellschaftssystem jenseits von ‚vererbten‘ pseudo-natürlichen Konstruktionen.

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